Wir befinden uns im Bereich der Kimberleys. Dazu gibt es eine spannende wahre Geschichte:
„Flug in die Hölle“
Im Februar 1932 startet das Wasserflugzeug Atlantis von Köln zum Flug um die Erdteile Europa, Asien, Australien, Richtung Amerika, rund um die Welt. Am 15. Mai fliegt die Maschine mit Pilot Hans Bertram und Bordmonteur Adolf Klausmann über der Timorsee Richtung Darwin. Sie werden dort nie ankommen. Aufgrund eines unvorhergesehenen Unwetters kommen sie vom Kurs ab und landen mit dem letzten Tropfen Sprit im Niemandsland, den Kimberleys. Ohne Proviant, den sie wegen Zeitdruck nicht besorgt hatten, machen sie sich auf die Suche nach Wasser und Zivilisation. Bei einer Flussüberquerung (Salzwasser) nähern sich Krokodile. Hab und Gut verschwinden im Wasser und sie schwimmen um ihr Leben. Splitternackt stehen sie am Ufer. Naja, nicht ganz: Tropenhelm, Halstuch und Fliegerbrille haben sie noch am Leib. An kantigen Steinen und messerscharfem Gras schneiden sie sich Füße und Beine auf. Tagsüber werden sie von Fliegen überfallen, die sich in eiternde Wunden setzen und nachts von Moskitos aufgefressen. Sie kommen so nicht weit und demontieren einen Schwimmer vom Flugzeug, den sie als Boot umfunktionieren. Jeder kniend in einer Kammer eingezwängt paddeln sie los. Die Strömung zieht sie auf das offene Meer und sie müssen 4 Tage und Nächte in dieser Position durchpaddeln, um das rettende Ufer zu erreichen (immer noch ohne Nahrung und Frischwasser). Dies war erst der Anfang der Hölle, die über 50 Tage dauern soll. Hier ein Bild aus der Verfilmung dieser wahren Geschichte, in der sie sich auch ihr patentiertes Feuerzeug aus Anlassmagnet des Motors, etwas Benzin, Watte und einer leeren Medizinflasche bauten. Ein tolles Buch, das in viele Sprachen übersetzt wurde.
Australiens „Ende der Welt“ ist eine wilde, ungezähmte Region abgeschiedener, spektakulärer Landschaften und wer sich dort bewegt, muss riesige Entfernungen überbrücken. Das Klima ist rau, die Bevölkerungsdichte äußerst gering und eine Infrastruktur kaum vorhanden. Kimberley, das größer als 75% aller Länder der Erde ist, wird von einem undurchdringlichen Küstenstreifen und lebensfeindlichen Wüsten begrenzt. Dazwischen erstrecken sich ausgedehnte, von Affenbrotbäumen übersäte Spinifexebenen, von palmengesäumte Schluchten und öde Berge. Herrliche Wasserfälle runden das Bild ab.
Hatten wir schon erwähnt, wie heiß es ist? Auch der Fahrtwind bringt keine Abkühlung. Wir brummen durch Heuschreckenschwärme. Die gelben Hüpfer zermatschen auf uns. Wir sehen aus wie die Schweine. Volker etwas mehr. Das ganze Motorrad ist voll von diesen toten Insekten und stinkt pervers.
Wir sind total fertig und kippen an der Fitzroy River Lodge erstmal um. Nicht wegen der Hitze, sondern wegen des Zimmerpreises. Da ein Unwetter naht, haben wir keine Wahl. Falls wir etwas kaputt machen sollten, müssen wir auch noch eine Kaution hinterlegen. Die wilden Motorradfahrer… Wir unterhalten uns kurz mit einem älteren Paar, das gerade vom kleinen Pool kommt. Sie waren in ihrem eigenen Land 20 Monate unterwegs und haben den schönsten Swimmingpool am Lake Argyle gesehen. Er liegt genau in unserer Richtung.
Es donnert, stürmt und regnet die halbe Nacht.
Ein langer Tag liegt vor uns. Über 600 Kilometer. Wir erkundigen uns, ob die Straße befahrbar ist und bekommen grünes Licht. Bis auf einen Abzweig zur Toilette ist alles trocken.
Es läuft gut. Wir machen nur kurze Trinkpausen. Überall hängen riesige Kumuluswolken und wir möchten vor einem Gewitter in Kununurra sein. Im Visitor Center buchen wir einen Flug über die Bungle Bungles. Da dieser erst Übermorgen stattfindet, können wir die kommende Nacht am Lake Argyle verbringen und den angeblich schönsten Pool des Landes begutachten. Seit dem Frühstück haben wir nichts mehr gegessen. Auch jetzt ist keine Zeit, da wir im Hellen ankommen wollen. Noch 70 Kilometer bis zum Caravanpark. Nach der Hälfte müssen wir abbiegen. ein Schild begrüßt uns: Achtung, Straße unter Wasser! Oje, ist aber harmlos. Endlich angekommen wird eine Kabine schon nicht so teuer sein. Ausgeträumt, wir buchen einen stromlosen Zeltplatz. Das Restaurant ist zu, aber wir bekommen zwei Rindersteaks mit Salatplatte angeboten, die wir im Kühlschrank deponieren. Jetzt schlüpfen wir erst in unsere Badesachen. Mehr muss man nicht erwähnen.
Der Genuss wird unterbrochen, als wir in der Ferne die Blitze entdecken. Oh nein! So hat das Gestern auch angefangen. Wir braten unsere Steaks und breiten dann die Netze aus. Volker ist es auch hier zu heiß und er legt sich noch eine Stunde in den Pool. Um danach weiterzuschwitzen.
Ich wache von einem Windstoß auf. Oh Schreck, die Blitze kommen näher. Da alles offen auf dem Motorrad liegt, spannen wir das Tarp darüber. Winzige Mücken kitzeln auf der Haut, Moskitos summen in hohen Tönen vor dem Netz, Der Vollmond macht die Nacht hell… dann kreischen die Papageien.
Um 6.30 Uhr befinden wir uns wieder im Wasser.
Wir freuen uns auf den Flug. Die Pilotin selbst holt uns an der Lodge ab. Na, hoffentlich fliegt sie besser, wie sie fährt! Am Airport erklärt sie uns die Route und es kann losgehen. Sieben Fluggäste und die Kiste ist voll. eine Passagierin muss wieder aus dem heißen engen Flieger aussteigen. Sie wird ermuntert und traut sich dann doch. Der Blick von oben ist einfach genial. Zuerst über den Lake Argyle, dem zweitgrößten Süßwasserreservoir Australiens, indem sich Süßwasserkrokodile befinden. Weiter über eine Station, die 80.000 Rinder bewirtschaftet. Die Farm ist so riesig, dass sie alle 2 Wochen mit dem Helikopter versorgt werden muss. Dann die Bungle Bungles. Sie wurden erst Mitte der 1980er von Weißen zufällig entdeckt. Die ocker und schwarz gestreiften “Bienenkorbkuppeln” wurden über Jahrmillionen vom Regen geformt. Sie bestehen aus Sandstein und Kieseln. Die Streifen stammen von oxidierten Eisenverbindungen und Algen. In Schleifen fliegt sie über 200 Meter tiefe Schluchten mit Wasserfällen, gigantisch. Auf dem Rückweg bestaunen wir noch eine Diamantenmine.
Noch hin und weg von dem tollen Erlebnis laufen wir zum IGA. Der Supermarkt ist von der Polizei abgesperrt. Ist er nur heute zu? Ja, da findet gerade ein Überfall statt 😮
Es sind Osterferien. Die Dörfer wirken wie ausgestorben. Alle sind auf Reisen.
Jetzt geht es in the red center, dem Herzen Australiens. Wir wollen uns mit Claudia und Werner in Alice Springs treffen. Die Auswanderer haben uns auf dem GS-Forum entdeckt und angeschrieben, ob wir sie nicht besuchen möchten. Wir freuen uns drauf.