Meine Lieblingskultur lebt bereits seit 65000 Jahren unverändert im Einklang mit der Natur.
„Natürlich stimmt es nicht. Wir leben schon sehr viel länger hier. Wir sind schon in der Zeit vor der Zeit hier gewesen. Wir sind direkt aus der Traumzeit unserer Schöpferischen Ahnen gekommen und wir haben hier gelebt und die Erde so erhalten, wie sie am ersten Tag war.“
Die Mythen der Aborigines sind die ältesten Überlieferungen der Menschheit. Viele ihrer Traumzeitgeschichten wurden schon zu einer Zeit erzählt, als in Europa vom Homo sapiens noch nicht die Rede war, sondern die Neandertaler durch die Weiten unseres Kontinents zogen.
Die Kultur der Aborigines birgt nicht nur die ältesten Überlieferungen des Menschengeschlechts, sie ist auch die wohl am tiefsten von einer natürlichen Spiritualität durchgedrungene lebende Kultur der Menschheit. Die Uraustralier sind also eine Spezies von Mystikern, eine spirituell hochentwickelte Gesellschaft, die seit Zehntausenden von Jahren nach den Gesetzen lebt, die ihnen von den Mächten der Schöpfung offenbart wurden.
Als die Europäer in Australien auftauchten, sahen sie in den Aboriginies jedoch nur völlig unzivilisierte „Wilde“, die ohne nennenswerte Kultur wie die Steinzeitmenschen lebten. Man nahm ihnen ihr Land und rottete sie fast aus. Erst im 20. Jahrhundert begriffen die Weißen überhaupt, dass sie es mit einer hochentwickelten Kultur zu tun hatten, deren Wurzeln tiefer in die Geschichte zurückreichen als die aller anderen Völker.
In Katherine kühlen wir uns in den Hot Springs, einem Naturbecken, ab. Wir versuchen, mit einem Aboriginie zu erzählen. Er hat eine leere Rotweinflasche in der Hand und seine Zunge ist schwer. Die meisten Ureinwohner, die wir bis jetzt gesehen haben, sind sehr reserviert. Wir können das gut verstehen.
Wir sehen viele Schwarze im Schatten der Bäume sitzen und so die Tage verbringen. Sie leben ohne Perspektive. Zu den Stämmen können sie nicht mehr zurück, von den Weißen werden sie nicht akzeptiert. Ein trauriges Bild.
Wieder suchen wir nach einer Abkühlung. Heute in den Thermalquellen von Mataranka. Klingt komisch, ist aber so.
Das Outback hat keine Grenzen, man spürt es. Die Zeit vergeht hier langsamer. Irgendwie haben wir die Grenze zum Northern Territorry übersehen. Wir müssen die Uhr wieder 90 Minuten vorstellen. In Daly Waters suchen wir eine Unterkunft. Grölend werden wir von vielen Jugendlichen vor dem historischen Pub begrüßt. Man sieht uns wohl an, dass wir aus dem Partyalter heraus sind und gibt uns einen Tipp: Hier werden wir vor 2 oder 3 Uhr nicht schlafen. 7 Kilometer weiter ist es ruhiger. Nach dem Duschen kommen wir zurück. Die Jungs umzingeln uns und wir sollen das Motorrad für Bilder mittenrein stellen. Gesagt getan, aber keiner macht ein Bild. Sie besteigen die Maschine und wollen von uns fotografiert werden. Volker fährt sie dann an eine Stelle, die sich später als Kotzecke entpuppt. Ein schwedischer Berufsfotograf und wir sind die einzigen Nüchteren. Ingvar lebt mit seiner australischen Frau in Sydney. Er war auch schon mit seiner BMW in Chile unterwegs. Wir sind uns einig, das dies einfach das schönste Land ist. Er entpuppt sich als Profi. Wer ihn googeln möchte: www.ingvarkenne.com. Ich werde von einer jungen Dame aufgefordert, beim B & S Ball mitzumachen. Bei was? Das ist lustig, macht soviel Spaß und ist ein absolutes Highlight. Ob ich einen Dress hätte. Nein. Sie kann mir was günstiges geben. Was auch immer das gewesen wäre, ich kann bei dieser Singelparty nicht mitmachen. Alle werden später mit Farbe verschmiert und ich weiß nicht, ob mich Volker so mitnehmen würde. Hier verewigen wir uns. Nicht mit BH, Slip oder Geldschein, sondern mit Visitenkarte und Aufkleber. Eine tolle Liveband fängt an zu spielen und alle sind gut drauf.
Über den Wendekreis des Steinbocks kommen wir zu den Devil Marbles. Hier liegen einige tausend runde Granitfelsen. Wir wollen Bilder von 1997 nachstellen und finden diese blöden Steine nicht. Die Riesenmurmeln müssen doch irgendwo sein! Wir sind auf Koffeinentzug. Das ist nicht gut. Nehmen wir was da ist. Ein Fotografierstress. Sonnenuntergang, Sternenhimmel, Sternschnuppen, Mondaufgang (passend zu Ostersonntag: eiförmig rot) über dem Motorrad und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang.
Nach dem Zeltaufbau in Alice Springs folgen wir der BBQ-Einladung. Frisch geduscht aber ungebügelt stehen wir vor dem Hoftor von Claudia und Werner. Die Motorradweltreisenden begrüßen uns herzlich. Stephen und Deb, ein befreundetes Ehepaar kommt noch und es wird ein toller Abend.
Am nächsten Mittag sitzen wir alle im Watertank Cafe, in dem Claudia arbeitet. Stephen möchte uns ein Stück der Reise begleiten, wie cool ist das denn. Werner würde auch gerne, muss aber leider arbeiten. Abends machen wir noch ein Pub unsicher und morgen früh geht es los.
Wir werden ein paar tolle Tage miteinander verbringen.
Servus Claudia und Volker,
es wird nicht besser, die Bilder machen einem einfach nur neidisch 😉 Da sind unsere ersten 200 Km durch Frankreich ein Witz. Sag mal Volker, wann hast Du deinen ersten Outback-Inspektionstag, würde mich über ein paar Bilder mit ölverschmierten Händen freuen.
Liebe Grüße, Schorsch
Unglaubliche Bilder und Geschichten. Um was ich euch am meisten beneide ist der Sternehimmel. Sowas muss man mal gesehen haben. Vielleicht gibts den mal für die VR-Brille 🙂
Freue mich schon auf die Fortsetzung.
… habe gerade den totalen flashback! … Katherine hot springs, … Alice Springs, … potz-blitz! Klasse! B-)